Die Kraft eines Ideals

                                 

                                  DIE FAMILIE-KEIM-ZELLE DES LEBENS

                                  Mariano Nicomedes Usera y Alarcón überrascht als 13-jähriger Junge seinen Vater, als er ihm seine Berufung anvertraut: “Als Mönch das Gute auf der Erde tun”. Der Vater, der andere Pläne für seinen Sohne schmiedete, entdeckt bei ihm die innere Kraft eines tiefen und einsatzfreudigen Glaubens.

Mariano wurde am 15. September 1810 in Madrid geboren. Am Tag darauf wurde er in der Pfarrei San Sebastián durch die Taufe in die christliche Gemeinschaft aufgenommen. Seine Eltern, Bernarda und Marcelo, hatten aus ihrem Heim eine Schule der Weisheit und Heiligkeit gemacht. Einige seiner Geschwister übten ihren Beruf am Hof der Königin Isabella II. aus. Mariano schlug einen anderen Weg ein.


DIE ZISTERZIENSE-ENTSCHEIDENDE PRÄGUNG

Von seiner göttlichen Berufung überzeugt, öffnet er sich der Liebe Gottes durch Schweigen und Gebet bei den Zisterziensern in den Klöstern von Osera, San Martin de Castañeda.....

Mariano, jetzt mit dem Namen Jerónimo, entscheidet sich aus leidenschaftlicher Liebe zu Gott und aus der Kraft des Schöpfergeistes, die ihn zur Kontemplation führt, für den Gott des Lebens in seiner persönlichen Geschichte und dies mitten in den Umwälzungen und Unruhen des 19. Jahrhunderts.

Die politische Lage zwingt diesen kontemplativen Menschen, den Frieden und die Harmonie des Klosterlebens aufzugeben zugunsten eines kontemplativen Lebens mitten in der Welt und durchsolidarisches und befreiendes Engagement in seiner Zeit.

Die Entscheidung über seinen Lebensweg ist gefallen. Jerónimo ist fähig, den Willen Gottes zu entdecken, der sich in den geschichtlichen Ereignissen zeigt. Aus seiner Erfahrung als Zisterzienser schöpft er die Kraft für neue Wege der Evangelisierung und Förderung des Menschen in drei Kontinenten: Europa, Afrika und Amerika.


VON DER UNIVERSITÄT ZUM LEBEN MIT DEN BENACHTEILIGTEN

Usera brüstet sich weder mit dem sozialen Status seiner Familie noch mit seinen akademischen Titeln. Er ist bereit, sich als Missionar auf das ungewisse Abenteuer einzulassen, neue Wege in Guinea zu eröffnen. Es bereitet ihm nicht die geringste Schwierigkeit, die Lehrtätigkeit für griechische Sprache an der Universität von Madrid gegen den Unterricht des ABC an die Guineaner zu tauschen. Er ist entschlossen, ihr Schicksal zu teilen.

Seine glühende Gottesliebe beflügelt ihn gleichermaßen in Fernado Poo und in Spanien oder auf den Antillen.

Er hat immer einen Blick für Menschen, denen Armut, soziale Diskriminierung oder Verachtung ihrerKultur ins Gesicht geschrieben stand, Gesichter von mißhandelten und verlassenen Minderjährigen, verhärmte Gesichter von Frauen, von Scham gezeichnete Gesichter von Gefangenen und Emigranten, Gesichter von Kranken und Bettlern, die in ihrer Würde verletzt wurden.


WEGE ZUM GLÜCK

Jerónimo Usera ist sich bewusst, dass „der Mensch Gott in seinem Herzen trägt“, dass der Mensch Sohn oder Tochter Gottes ist und für das Glück geschaffen wurde. Wie immer auch die Lebens-bedingungen des einzelnen Menschen seien, er hat das Recht, glücklich zu sein hier auf Erden und in der Ewigkeit.

In Übereinstimmung mit diesem Ideal bemüht er sich mit allen Kräften, bei Menschen, deren Gesichter durch Schmerz entstellt sind, ein Lächeln hervorzurufen. Prophetisch klagt er Unge-rechtigkeiten an und kämpft für das Glück der Menschen, beschützt sie, verteidigt sie, wählt das Leben und bekämpft die Todesstrafe. Usera verschwendet Segen und Liebe an die Menschen. „Der Herr segne dich und erfülle dein Herz mit seiner Liebe!“ Er verkündet das Evangelium mit seiner ganzen Person und durch ein hingebungsvolles Leben.

Er ist ein unermüdlicher Prediger des Evangeliums, der “den Frieden predigt... die Nächstenliebe verbreitet und den Menschen den Weg zum Glück aufzeigt... Nur sich selbst behält er Entbehrungen vor.“ Er lädt dazu ein, in dem freudigen Bewusstsein zu leben, dass Gott jeden von uns liebt: „Froh und glücklich werden sie leben.“ Und in seinem Gebet ruft er aus: “Herr, gewähre uns, dass wir alle als Geschwister leben... Nur so werden wir glücklich leben“.


DIE ZUKUNFT: KINDER UND JUGENDLICHE

Das große Interesse Useras gilt dem Kinde von seiner frühen Kindheit an. Die Kindheit ist der beste Lebensabschnitt für das Einüben guter Gewohnheiten.

Usera bleibt nicht gleichgültig angesichts von Verlassenheit, Misshandlungen, von Ausbeutung und Sittenverderbnis, unter denen die Kinder und Jugendlichen seiner Zeit leiden mussten. Um diese Gefahren zu unterbinden:

  • Schafft er Räume, in denen eine Pädagogik der Zuneigung die bestehenden Mängel beseitigt und den jungen Menschen ein Leben in Freiheit und Glück erlaubt.
  • Vermittelt er ihnen Ausbildung, Rüstzeug und eine Haltung, die durch menschliche und grundlegend religiöse Werte geprägt ist.
  • Setzt er sich dafür ein, dass die Jugendlichen den Fortschritt der Wissenschaft und Technik kennen-lernen und sich verpflichten, gerecht und solidarisch bei der Schaffung einer neuen Gesellschaft mitzuwirken.
  • Legt er besonderen Wert auf die religiöse Erziehung, damit die Menschen in Zeit und Ewigkeit glücklich werden.

Sein sehnlichster Wunsch und sein ganzer Einsatz bestehen darin, jeder einzelnen Person ihre Würde und ihre Selbstbestimmung zu garantieren.


VORREITER AUF DEM GEBIET DER FÖRDERUNG
UND BILDUNG DER FRAU

Für Usera bilden Glauben und Leben eine Einheit. Als gläubiger Christ bejaht er die Gleichheit aller Menschen. Sein Denken über die Frau ist sehr positiv. Er ist davon überzeugt, dass die Gesellschaft durch die Bildung der Frau besser wird, da durch sie Eigenschaften gefördert werden wie Feinfühligkeit, Selbstlosigkeit, Hingabe und Liebe.

Er glaubt auch, dass die gottgeweihte Frau entsprechend dem Beispiel Mariens sich bevorzugt der Liebe Gottes öffnet und so dazu beiträgt, durch ihre jungfräuliche Weiblichkeit in Kirche und Gesellschaft das mütterliche Antlitz Gottes zum Leuchten zu bringen.

Hellhörig für die Erfordernisse der Zeit bemüht er sich um die Gleichberechtigung der Frau und gründet mit 81 Jahren eine Ausbildungsstätte für Schriftsetzerinnen und Buchbinderinnen. Damit die Mütter auch in die Arbeitswelt integriert werden können, gründet er die erste Kinderkrippe von Havanna.

Usera und seine Botschaft sind bis heute weltweit in der Kongregation der Schwestern von der Liebe Gottes und der Usera - Bewegung lebendig.


Für Jerónimo Usera ist Bildung der beste Dienst, den man einem Volk erweisen kann und gleichzeitig der beste Weg, die Frohe Botschaft zu verkünden.

Er entwickelt Pläne, die die wirtschaftliche Entwicklung, den Fortschritt und die Selbstbestimmung der Völkern fördern, sich aber der christlichen Moral als Richtschnur für die menschlichen Beziehungen unterordnen.

Für seine sozialpädagogische Projekte einer ganzheitlichen Förderung der Randgruppen zieht er begüterte Bürger und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens heran, wobei dies für ihn eine Konsequenz menschlich-christlicher Einstellung ist.

Er sucht Mitarbeiter, die durch ihre volle Hingabe an den Nächsten die Kontinuität seines Wirkens sicherstellen.

Im Umgang mit den Schülern eröffnen sich seiner pädagogischen Dynamik neue Wege...Man ist gleichzeitig Lehrer und Schüler, Erzieher und Zögling.


Am 17. Mai 1891 verkündet das Läuten der Glocken der Kathedrale von Havanna dem Volk:

"HEUTE HAT GOTT DEN HERRN DEAN ZU SICH GERUFEN."

Die lokale Presse verbreitet die Nachricht:"... er ist arm gestorben, sehr arm, weil nie jemand an seiner Tür geklopft hat, ohne dass ihm in seiner Not geholfen worden wäre."

"Pater Usera war wegen seines gütigen Charakters, seiner unerschöpflichen Liebe und seiner soliden wissenschaftlichen Bildung sehr geschätzt."

"Der Herr Dechant war ein wahrer Edelmann von großherziger Gesinnung. Er hat sein Leben unermüdlich und liebevoll in den apostolischen Dienst am Nächsten eingesetzt. Wo immer er konnte, unterstützte er gute Werke mit Entschiedenheit. Die Bedürftigen fanden in ihm einen wahren Vater."

Seine Exequien wurden zu einer Kundgebung echter Trauer. Es befanden sich dort die Armen, die Alten, die Kinder..., alle, die seine Nähe und sein Mitgefühl erfahren hatten.

Der Diener Gottes

JERÓNIMO M. USERA Y ALARCÓN

Gründer der Kongregation der Schwestern von der Liebe Gottes

"... widmete sich zahlreichen religiösen und sozialen Werken. Er zeichnete sich insbesondere aus durch seine Treue zur Kirche, seine Herzlichkeit zu den Armen, den Sklaven, den Kranken, seinen Eifer für die menschliche und christliche Förderung der Frau und den Einsatz zum Schutz und für die Erziehung der Kinder.”

Dekret über die Tugenden
Rom, 28. Juni 1999

Auskunft erteilen die: Schwestern von der Liebe Gottes, Provinzhaus, Venloer Str. 1226, 50829 Köln.
e-mail: provinzialat@schwestern-von-der-liebe-gottes.de
www. Schwestern-von-der-liebe-gottes.de